Reittherapie

Reittherapie weißt in der praktischen Arbeit große Parallelen zum heilpädagogischen Reiten auf und wird unterstützend bei körperlichen, psychischen und psychosomatischen Krankheiten eingesetzt. Dazu zählen beispielsweise Bindungs- und Traumastörungen, Depression und Schizophrenie. Reittherapie wird auch bei geistigen Behinderungen angewandt.

Die Hauptzielgruppe sind Kinder und Jugendliche (aber natürlich auch Erwachsene), die sozial benachteiligt, verhaltensauffällig oder geistig behindert sind. Zusätzlich wird die Beweglichkeit und die Motorik gestärkt. Es werden pädagogische, psychologische, psychotherapeutische, rehabilitative und sozial-integrative Maßnahmen mit dem Medium Pferd umgesetzt.
In der Reittherapie wird die wohltuende und heilende Wirkung des Pferdes auf den Menschen genutzt. Das Pferd schenkt Vertrauen und Sicherheit, braucht aber gleichzeitig klare Regeln. Der Bewegungsrhythmus des Tieres wirkt lockernd, ausgleichend und angstlösend. So kann das Pferd sehr effektiv als Brücke zwischen Patient und Therapeut genutzt werden. Die Reittherapie kann dort helfen, wo herkömmliche Methoden nichts mehr bewirken.
Der direkte Kontakt zum Tier ist immer gegeben, egal ob das Pferd gepflegt wird, Übungen am oder auf dem Pferd durchgeführt werden oder Arbeiten im Stall verrichtet werden.

Warum gerade ein Pferd für die tiergestütze Therapie?

Pferde stehen für Kraft, Stärke, Ausdauer und Schönheit. Pferde sind auch sehr soziale Wesen. Sie haben sich als Fluchttier hoch spezialisierte Wahrnehmungs-und Verhaltensweisen angelegt. Deshalb können sie bei ihrem Gegenüber und in der Umgebung sofort emotionale Spannungsfelder wahrnehmen und sich entsprechend darauf einstellen. Diese Fähigkeit der Pferde, uns unsere innere und äußere Haltung ständig widerzuspiegeln, bietet eine wunderbare Möglichkeit der persönlichen Weiterentwicklung.

Wie kann in der Reittherapie gefördert werden?

  • Körperwahrnehmung: Im Bewegungsrhythmus mit dem Pferd lernt der Mensch seinen Körper zu spüren, er erfährt Körperkontakt, lernt Nähe zuzulassen und zu geben.
  • Emotionen: Das Pferd spiegelt Emotionen ganz direkt und unverfälscht wieder und macht dadurch innere Prozesse sichtbar.
  • Sozialverhalten: Im Kontakt mit dem Pferd kann Vertrauen neu erlernt werden. Man kann sich willkommen fühlen.
  • Kognitive Ebene: Das Reiten fördert Konzentration und Ausdauer.

Die einzelnen Schritte und deren Bedeutung in der Reittherapie

Schritt 1

Pflegen und Putzen des Pferdes

Das fördert:

  • Beziehungsaufnahme
  • Erwerb von praktischen Fähigkeiten
  • Abbau von Berührungsängsten
  • Förderung der Achtsamkeit
  • Eingehen auf Bedürfnisse anderer
Es geht dabei nicht in erster Linie um ein „Sauber machen des Pferdes“, sondern vielmehr um eine Intensivierung des Körperkontaktes. Dabei können Emotionen entstehen von Wohlbefinden, Freude, aber auch Angst und Ekel. Es geht dabei auch um Berühren/ Berührt werden, und um das Zulassen und Erleben von Körpernähe. Man lernt wahrzunehmen, wo und wie das individuelle Pferd sich gerne berühren und verwöhnen lässt und wo es eigene Bedürfnisse gibt, sich dem Pferd zu nähern. Dadurch wird Fremd- und Selbstempfinden gestärkt. Es geht aber auch um ein Gruppenerleben, z.B. wer leitet wen an und inwiefern kann der Einzelnen Unterstützung einfordern und annehmen.
Schritt 2

Getragen werden auf dem Pferd/ Geführt werden

Das Sitzen und „Geführt werden“ auf einem ungesattelten Pferd, das nur mit einem Voltigiergurt und Decke ausgerüstet ist, ermöglicht das intensive Erspüren der Bewegungen des Pferderückens.

Diese harmonischen Bewegungen des ganzen Körpers fördern:

  • die eigene Körperwahrnehmung, Koordination und Motorik
  • lösen unter Umständen Verspannungen oder Rückenschmerzen und
  • stimulieren das seelische Fühlen und Empfinden.


Gleichzeitig geht es auch um Themen wie: Ausgehalten werden, Halt spüren, Getragen werden und Loslassen.

Je besser man loslässt, desto besser kommt man in die Bewegung des Pferdes. Bildhafte Übungen helfen schnell die eigene Körperwahrnehmung zu verbessern und sein Gleichgewicht auf dem Pferd zu finden. Die Energie kommt besser ins Fließen und Blockaden können sich lösen. Das Sitzen auf dem warmen Pferderücken, das Vertrauensvolle sich einlassen in die harmonisch gleichmäßige Bewegung, das Finden und Erleben des eigenen Schwerpunktes, sowie das Getragen werden sind Erlebnisse, die an das Getragen werden im Mutterleib oder auf den Arm der Mutter erinnern, und sehr heilsam sein können. Manchmal spürt man aber auch seine Unbeweglichkeit des Körpers, seine innere Anspannung oder eventuelle Blockaden. Diese können durch die dreidimensionale Schwingung des Pferdes und bestimmter Körperübungen gelockert oder sogar gelöst werden. Es geht aber auch um ein spielerisches Kennen lernen eigener Fähigkeiten und das Spüren und Annehmen des eigenen Körpers.
Schritt 3

Aktive Auseinandersetzung/ Führung übernehmen

Pferde suchen in ihrem Gegenüber auch jemanden, der sie führt. Sie folgen ungern einer Person, die kein klares Gespür für sich selbst hat. Pferde reagieren auf Menschen, die Unsicherheit, Zwang und Aggression in sich tragen, zunächst eher abweisend d. h. sie sind nicht so leicht bereit zu folgen. Somit fordert das Pferd die Menschen auf, im Prozess des Miteinanders das eigene Verhalten zusammen mit dem Reittherapeuten zu überdenken. So bietet die Reittherapie die Chance, neue Aspekte einzubringen und zu bearbeiten.

Die Zügel selbst “in die Hand” nehmen bedeutet für viele einen wichtigen Entwicklungsschritt zu mehr

  • Durchsetzungsvermögen
  • Selbstbewusstsein und
  • Eigenständigkeit.

Man kann die Erfahrung machen, dass dieses große, respekteinflößende, 400 – 600 kg schwerer Lebewesen dahingeht, wo man möchte. Die nun geforderte konstruktive Auseinandersetzung macht vermehrt einen eigenen Standpunkt notwendig, und wirkt dadurch Ich- Struktur- stärkend.

Man ist mehr im Hier und Jetzt, und lernt auch, unerwartete Situationen zu meistern (da die Reittherapie draußen in der Natur stattfindet, kann immer wieder eine unerwartete Situation entstehen).

Besonders geeignet ist es daher für Menschen mit:

  • sozialen Ängsten
  • mit Selbstwertproblemen
  • mit mangelhafter Körperwahrnehmung
  • mit Problemen, Vertrauen zu schenken und anzunehmen
  • vermindertem Realitätsbezug
  • Verlust der Lebensfreude
  • Dysbalance mit emotional-kognitiv-motorischen Bereich
  • eingeschränkter Selbst- und Fremdwahrnehmung
  • posttraumatischer Belastungsstörung

Islandpferd Sigla

Das Islandpferd ist weltweit bekannt für seinen unverfälschten, aufgeschlossenen Charakter. Die Pferde sind freundlich, einsatzfreudig, intelligent, schnell lernend, gewöhnlich unkompliziert, mit und ohne Reiter kooperativ, aber auch kraftvoll, und zeigen viel Arbeitsbereitschaft.

Meine Stute Sigla wurde 1995 auf dem Schloßwaldhof in Pfalzgrafenweiler geboren.

Sigla lebt von Frühjahr bis Herbst auf einer Weide mit viel Auslauf und von Herbst bis Frühjahr in einem großen Paddock.

Als zuverlässige Partnerin geht sie mit mir seit 2002 beim reiten und bei der therapeutischen Arbeit durch dick und dünn.   

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